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Idee und Entstehung

Sagen: Tannhäuser

Die Wandgemälde im Arbeitszimmer zeigen Szenen aus dem "Tannhäuser".

 

 

Bild: Tannhäuser im Venusberg

Tannhäuser im Venusberg. Wandbild im Arbeitszimmer, Josef Aigner
Foto: MESSBILDSTELLE GmbH, Dresden

Während der Herrschaft der Stauferkaiser erblüht die Kunst des Minnesangs. Der fahrende Ritter Tannhäuser zieht als Sänger von Burg zu Burg und singt seine Lieder zum Lob von Frauenschönheit und züchtiger Minne, von Waffenlärm und Männerstreit. Schöne Frauen und edle Herren lieben seine Kunst, aber allgemein ist bekannt, dass Tannhäuser von leichter Wesensart ist.

Auf seinen Fahrten gelangt er zur Wartburg des Landgrafen Hermann in Thüringen, wo ritterliche Sänger um den Preis ringen, den der Sieger aus den Händen Elisabeths, der lieblichen Nichte des Landgrafen, empfangen darf. Beglückt lauschen alle Bewohner der Burg Tannhäusers Gesang. Wenn er von Minne und treuer Liebe singt, glaubt die schöne Elisabeth, dass er niemanden anders als sie selber preise. Sie hat recht: Der Sänger ist in Liebe zu ihr entbrannt, doch gleichzeitig stürzt ihn diese Liebe in wilde Verzweiflung: Tannhäuser weiß, dass er als armer Ritter niemals die Nichte des Landgrafen heiraten darf.

Als ein neuer Sänger-Wettkampf stattfindet, kommen die berühmtesten Sänger von weit her, um den Preis zu erringen – unter ihnen Walther von der Vogelweide, Reinmar von Zweter und Heinrich von Ofterdingen. Doch als die Gäste zum festlichen Mahl gerufen werden, wartet man im Speisesaal vergeblich auf den Sänger Tannhäuser, der ohne ein Wort aufgebrochen ist und liebeskrank durch die Wälder Thüringens zieht. Plötzlich hält ein schwarz gekleideter Fremder, Klingsor, vor ihm. Tannhäuser erzählt ihm sein Liebesleid, woraufhin Klingsor entgegnet: "Die ist nichts für Euch, Tannhäuser. Euer Herz verlangt nach feinerer Kost und derberer Sinnenlust. Die schöne Elisabeth, sagt man, ist schon zu ihren Lebzeiten eine Heilige." Doch Tannhäuser erwidert, er wolle hohe Minne singen und keine heiteren und übermütigen Weisen. Klingsor lacht so höhnisch, dass Tannhäuser zusammenschreckt.

Plötzlich öffnet sich der Berg vor Tannhäuser. Aus dem Berginneren strahlt ein heller Glanz, und Mädchengestalten von überirdischer Schönheit rufen und locken den Ritter mit bezaubernden Tönen. Klingsor ist verschwunden, stattdessen erscheint ein greiser Pilger, der treue Ekkehard. Er warnt Tannhäuser vor der Grotte. Der Berg sei der Hörselberg, in dem sich das Reich der Venus befände, einer höllischen Göttin. Tannhäuser will auf die Warnungen hören, doch die lockende Zauberbilder übermannen ihn. Vergessen ist auch die Minne zur schönen Elisabeth. Mit unwiderstehlicher Gewalt zieht es ihn in das Reich der Göttin, die ihn mit weit geöffneten Armen auf einem duftigen, mit Rosen übersäten Lager empfängt.

 

Bild: Der Sängerstreit auf der Wartburg

Der Sängerkrieg auf der Wartburg. Wandbild im Arbeitszimmer, Josef Aigner
Foto: MESSBILDSTELLE GmbH, Dresden

Elisabeth sehnt sich nach dem verschollenen, geliebten Sänger. Der Landgraf ruft die berühmtesten Sänger aus deutschen Landen zum Wettstreit auf und hofft, dass auch Tannhäuser auf der Wartburg erscheint. Ein Jahr genießt Tannhäuser die Freuden im Reich der Venus, findet aber keinen Frieden. Nur Überdruss und Ekel erfüllen seine Seele. Sein Herz entbrennt in tiefer Reue über seine schwere Schuld. Da hält es ihn nicht mehr im Zauberberg. Venus will den Liebhaber nicht ziehen lassen und stellt ihm schließlich die Bedingung, "dass du zu mir zurückkehrst, wenn du keine Erlösung von deinen Sünden findest!" Dann versetzt sie ihn in tiefen Schlaf. Als Tannhäuser erwacht, liegt er auf dem Waldboden. Er versucht, seine Sünden zu büßen, doch Kirche und Kloster verdammen ihn. Durch Zufall findet Tannhäuser zum Sängerkrieg auf die Wartburg. Noch ahnt niemand, was in der Zwischenzeit mit dem begabten Minnesänger geschehen ist.

Als Tannhäuser an der Reihe ist, packt ihn auf einmal die Erinnerung an die Erlebnisse im Zauberberg der Venus. Statt von geistiger Minne singt er von den Vorzügen der sinnlichen Liebe, die nur nach Wonnen und nach triebhaftem Genuss verlangt. "Armselig nenn ich euch und eure tugendhaften Worte", ruft er in vermessener Verwegenheit den Minnesängern zu, "denn ihr habt die Liebe nie genossen! Wer sie kennenlernen will, der ziehe in den Berg der Venus!"

Nur mit Mühe kann der Landgraf die zornige Aufwallung im Festsaal beschwichtigen. Elisabeth bittet um Tannhäusers Leben. Als armer Pilger geht Tannhäuser nach Rom, doch der Papst verdammt ihn. "Wer gefehlt hat wie du, bleibt in ewiger Verdammung verworfen", sagt der Heilige Vater hart und unbeugsam. "Sieh diesen Krummstab, den ich führe: Eher grünt dieses tote Holz, als dass du deiner Sünden ledig wirst." Mit diesen Worten stößt der Papst seinen Stab in die Erde seines Gartens.

Aller Hoffnung beraubt, taumelt Tannhäuser von dannen. Drei Tage später sieht der Heilige Vater, dass der tote Stecken mit Trieben und keimenden Blättern bedeckt ist. Ein Gotteswunder ist geschehen. Der Höchste hat in göttlicher Offenbarung gezeigt, dass er dem reuigen Sünder seine Vergebung schenkt. Vergeblich suchen daraufhin die Diener des Papstes nach dem Pilger. Tannhäuser wankt in seiner Verzweiflung über die Schneepässe der Alpen Richtung Heimat. In fieberndem Verlangen strebt er zum Hörselberg, wo ihn einst Venus in Liebe empfangen hat. Alles Suchen nach Tannhäuser ist vergebens. Wohl haben Bauern auf dem Feld am Fuße der Wartburg einen Pilger gesehen, der eilenden Schrittes vorüberzog. Doch von dem unglücklichen Tannhäuser erhielt man nie mehr Kunde.


 
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